ALTERSBILDER AUF DER BÜHNE
Projekt von Juli bis Dezember 2010
Welche Bilder vom Alter machen sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Menschen im mittleren, fortgeschrittenen und hohen Lebensalter heute? Wie kann das Medium Theater die Auseinandersetzung mit jenen Altersbildern anregen, die jeder Einzelne wie unsere Gesellschaft als ganze sich macht?
Ein halbes Jahr lang, von Juli bis Dezember 2010, spürte das Altenensemble (mit damals mehr als zwanzig Mitspielern zwischen 66 und 95 Jahren) der Vielfalt gegenwärtiger Vorstellungen vom Alter nach. »Altersbilder auf der Bühne« lautete das Leitthema des Projekts. Aktionen, Interviews und Workshops, Improvisation und Spiel standen auf dem Programm, das Begegnung und Austausch mit Angehörigen verschiedener Generationen suchte.
Weiter unten finden Sie Berichte, Fotos und Rückmeldungen der folgenden Aktionen:
Postkartenaktion
Altersbilder auf dem Theaterbummel
Generationentreff
Bonner Fachseminar zu Gast
Jugendladen Nippes zu Gast
Interview-Tour durch die Südstadt
Dokumentationsbroschüre
Das Projekt »Altersbilder auf der Bühne« wurde gefördert durch das
![]() |
POSTKARTENAKTION
Altersbilder auf dem Theaterbummel
auf dem Boulevard im Kölner Rheinauhafen im September 2010
Der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt: „Das Altentheaterensemble des Freien Werkstatt Theaters Köln nutzt den direkten Dialog mit den Besuchern, um sich Anregungen für eine Inszenierung über Altersbilder zu holen. (…) Die Seniorenschauspieler, im Alter zwischen 65 und 94 Jahren tanzen und mimen voller Elan im Menschengedränge an der Rheinpromenade.“
Das Ensemble des FWT-Altentheaters spielt als Animation zur nachfolgenden Befragung der Theaterbummel-Besucher eine Mischung von Klischees und realen Bildern vom Alter. Beispiele:
Beschwingt und leichtfüßig, begleitet von Musik
Altersgier am Partybuffet
„Friedhofsgemüse“, das nur noch Geld kostet
Und dann? Die Notizblöcke gezückt, auf zur Befragung!
Anna: "Die Leute, die ich gefragt habe 'Wie empfindet Ihr das Altwerden?' haben alle positiv geantwortet, ich war erstaunt."
Mario: "Als ich einer Mutter mit ihrer Tochter die Frage nach dem Erscheinungsbild vom Alter heute stellte, sagte die Mutter: 'Ich geh jetzt mal weg, damit du wirklich ehrlich antworten kannst.' Und dann hat das Mädel ordentlich vom Leder gezogen."
Mary: "'Wie sehen Sie das Alter?' - 'Alter?', die waren so überrascht. 'Wieso Alter?' Es war für sie ein Wort wie aus heiterem Himmel."
Edi: "Bei manchen Befragungen haben sich die Leute ganz schnell verkrümelt. Bei anderen, da sind sie stehen geblieben und haben uns richtig mit den Augen aufgefordert: 'Fragt mich! Ich hab was zu sagen!'"
GENERATIONENTREFF
Bonner Fachseminar zu Gast
Jugendladen Nippes zu Gast
Fotos: FWT
Der Jugendladen Köln Nippes trifft das FWT-Altentheater
Diese Acht- bis Zwölfjährigen vom Projekt Alt und Jung aus dem Jugendladen Köln-Nippes interviewen das Altentheaterensemble des Freien Werkstatt Theaters.
Ihre eigenen Bilder vom Alter haben sie mitgebracht, gemalte und aufgeschriebene.
Darin heißt es:
„Alte Leute brauchen viel Hilfe.“
„Alte Leute sind nett, weil sie immer ‚hallo’ sagen.“
„Alte Leute sitzen den ganzen Tag oder schlafen.“
„Sie gehen oft spazieren oder gehen in den Park und trinken Bier.“
„Sie tragen nicht wie wir Röhrenjeans.“
„Obwohl sie Falten haben, finden sie sich noch cool und manche sind total aufgetakelt.“
„Diese Oma springt und läuft, ist fit, sehr dünn, und riecht gerne Blumen.“
Begonnen hatte das Treffen mit einer gemeinsamen Theaterspielaktion.
Interview-Tour durch die Südstadt
Fotos: FWT
Mitglieder des FWT-Altentheaterensembles fragten in einer Bäckerei, in einem Schmuckgeschäft und in einer Apotheke nach Altersbildern.
„Niemand von den älteren und alten Kunden ist zickig, die sind einfach nur nett.“
„Viele sind zuhause allein und möchten gerne mit einem sprechen.“
„Ja, die wollen hier auch ein bisschen die Zeit totschlagen.“
„Ich habe teilweise ein paar Kundinnen, die nicht schlafen können, die stehen hier schon um vier Uhr früh, wenn ich hier reingehe, dann sagen die, ja, wir drehen jetzt noch 'ne Runde, aber ich muss gleich einen Kaffee haben, mach die Tür was früher auf!“
"Es geht eigentlich hauptsächlich um ihre Uhren oder ihren Schmuck, die repariert werden sollen. Die Jüngeren verkaufen die Erbstücke meist, bei den Älteren sollen sie einfach nur funktionieren und werden in ein Kästchen gelegt und aufbewahrt."
"Wir sind in der Südstadt 1903 entstanden und viele Leute kommen hierher, die schon als Kinder hier waren. Ich hab wirklich das Glück, dass ich hier seit 25 Jahren in der Südstadt bin und ein bisschen hinter die Fassaden gucke. Auf einmal sieht man die Oma immer nur am Fenster sitzen, wie sie einsam ist, den Mann verloren und man kriegt einen ganz anderen Blick für das Viertel. Gott sei Dank gibt es noch so was wie so eine Apotheke, ich glaube, dass das vielen gut tut. Sie können hierhin kommen, quatschen, manche haben ihre festen Zeiten."